Die sichere Versorgung mit Rohstoffen ist für moderne Industrienationen unerlässlich. Denn Energiewende, Mobilitätswende, Elektrifizierung und Digitalisierung können ohne große Mengen an Rohstoffen nicht realisiert werden. Hier kann, muss und will der heimische Rohstoffsektor einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Akzeptanz von Rohstoffprojekten ist in der deutschen Öffentlichkeit allerdings sehr gering. Bergbauprojekte und selbst Infrastrukturprojekte mit Eingriffen in den Untergrund werden von der Bevölkerung meist abgelehnt.
Unternehmen, Verbände, Behörden und Ministerien wenden sich mit Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie gezielter Kommunikation an die Bevölkerung, um Vertrauen aufzubauen, Vorbehalte zu reduzieren und die Akzeptanz zu verbessern.
Welche Strategien und Maßnahmen dafür geeignet sind (und welche nicht), wurde jetzt auf der bundesweit ersten Konferenz zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation bei Rohstoffprojekten von handelnden Akteuren vorgestellt und mit dem Plenum diskutiert. Der ausrichtende Verein RohstoffWissen! hatte am 7. Oktober 2024 in das Berliner DBB-Forum eingeladen und über 80 hochkarätige Teilnehmer kamen. Vertreten waren u. a. etliche rohstoffgewinnende Unternehmen, einschlägige Verbände sowie Genehmigungsbehörden und Landesämter, oftmals mit der Amtsleitung oder der Geschäftsführung. Auch Consultingunternehmen waren dabei.
Es wurden Wege und Grenzen aufgezeigt, wie das „Image“ der für unsere Versorgung mit Rohstoffen so wichtigen Industrie verbessert werden kann und wie über Aufklärungsarbeit die breite Bevölkerung mit dieser nicht immer einfachen Thematik erreicht und mitgenommen werden kann.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden von RohstoffWissen!, Dr. Hans-Jürgen Weyer, und dem Vizepräsidenten der Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien, Dr. Karsten Obst, richtete die Leiterin der Unterabteilung IVB des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) das Wort an das Auditorium. Susanne Szech-Koundouros sprach über die Absichten des BMWK, die heimische Rohstoffgewinnung zu fördern. Sie nannte u. a. den Rohstofffond, immerhin bestückt mit einer Milliarde Euro, der im Rahmen des europäischen Critical Rawmaterial Acts zu verstehen ist.
Folgende Vorträge wurden gehalten:
• Dr. Ludwig Möhring, Bundesverband Ergas, Erdöl und Geoenergie (BVEG, Hannover): Upstream Öl und Gas in Deutschland: Was kann Öffentlichkeitsarbeit (nicht) leisten?
• Dr. Horst Kreuter, Vulcan Energy Ressourcen GmbH (Karlsruhe): Rohstoffgewinnung aus Geothermie - Herausforderungen für die Kommunikation.
• Marko Uhlig, Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH (Altenberg): Erfahrungen bei der Entwicklung eines neuen Rohstoffprojektes in Sachsen.
• Dr. Ralf Diedel, Stephan Schmidt KG (Dornburg/Langendernbach): Tonbergbau im Westerwald - Akzeptanz durch Kooperation und Eigeninitiative.
• Alexander Kattner, Bergamt Mecklenburg-Vorpommern (Stralsund): Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen bergrechtlicher Genehmigungsverfahren in Mecklenburg-Vorpommern.
• Dr. Malte Junge, LMU München, Kurator der Bayerischen Mineralogischen Staatssammlung (München): Vermittlung von Rohstoffthemen in der außerschulischen und musealen Bildung.
• Dr. Stefanie Walter, Senior-Kommunikationsberaterin bei Lots* (Berlin): Akzeptanzkommunikation im Rohstoffsektor - Chancen und Anforderungen.
• Dr. Christian Kühne, ThinkTank Industrielle Ressourcenstrategien (Stuttgart): Neue Rohstoffstrategien als Reaktion auf die sich ändernde geopolitische Situation.
Durch das Programm führten Olaf Alisch (VBGU, Berlin) und Andreas Günther-Plönes (BDG, Bonn).
Die Vorträge waren alle ganz hervorragend und haben die Absicht der Konferenz ausgezeichnet getroffen.
Am späten Nachmittag kam es zu einer Podiumsdiskussion, in dem auf die verschiedenen Aspekte der Vorträge eingegangen wurde, insbesondere, was die Politik beitragen kann, um mehr Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen. Wozu die Unterstützung der Politik führen kann, zeigen die sehr raschen Genehmigungsverfahren und Bauzeiten der LNG-Anlegestellen in Norddeutschland. Von diesen kurzen Zeiten können Bergbauunternehmen nur träumen. Unter der souveränen Leitung von Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel (Burgdorf) diskutierten Sebastian Roloff (SPD, Mitglied des Wirtschaftsausschusses des Deutschen Bundestags), Reinhard Houben (Sprecher der FDP im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestags) und Dr. Sandra Detzer (Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestags). Die Industrie wurde von Blas Urioste (Geschäftsführer der Kupferschiefer Lausitz GmbH) vertreten, dem es gelang, auch die Sicht "von außen" (er stammt aus Bolivien) auf die Verhältnisse in Deutschland einzubringen. Die Politiker waren sich einig, auch im Gespräch mit dem Auditorium: Die heimische Rohstoffgewinnung muss gefördert werden und - tatsächlich griffen die Politiker einen Begriff auf, der von RohstoffWissen! geprägt worden ist - in der Bevölkerung müsse ein Rohstoffbewusstsein geschaffen werden.
Mit dieser Konferenz konnte RohstoffWissen! eines seiner Ziele hervorragend erreichen, nämlich Katalysator zu sein und eine Plattform zum Austausch und zur Diskussion zu bieten. Hierzu boten die Pausen und der Abendempfang beste Gelegenheit, was intensiv genutzt wurde. So darf die Konferenz als voller Erfolg gewertet werden.
Den Mitveranstaltern - die Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien (Hannover), der ThinkTank Industrielle Ressourcenstrategien (Stuttgart), der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (Bonn) sowie der Verband Bergbau, Geologie und Umwelt (Berlin) - gilt unser herzlicher Dank. Ohne diese Unterstützung wäre die Veranstaltung in dieser Form kaum möglich gewesen.
Die Verantwortlichen des ausrichtenden Vereins RohstoffWissen! sind sich sicher, dass wir gemeinsam Politik, Wirtschaft, Verbände und die Bevölkerung erreichen und unbegründete Vorbehalte gegenüber den Rohstoffen abbauen können. RohstoffWissen! steht als Plattform und Anlaufstelle zur Verfügung, um folgende Ziele zu erreichen:
• eine substanzielle Aufmerksamkeit für das Thema Rohstoffe
• Wahrnehmung der immanenten Bedeutung von heimischer Rohstoffgewinnung und -verarbeitung
• Verständnissteigerung von Rohstoffnutzen, -wert und -handel in Deutschland und Europa
• Sensibilisierung für verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen
• Bevölkerungsunterstützung für innovative Standpunkte und Notwendigkeiten
• Unterstützung politischer Entscheidungsträger bei nachhaltig sinnvollen Lösungen im Bereich Rohstoffe
Seien Sie dabei! Wir brauchen Sie, denn die Aufgabe ist zu wichtig, um zu hoffen, dass sich andere darum kümmern: www.rohstoffwissen.org